Musenhof Schloss Wildenfels

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Geschichte 58: Internationaler Museumstag 2022 - China trifft Europa

15.05.2022

 

Im 17. Jahrhundert reisten große Schiffe mit imposanten Segeln von Europa gen Osten. Auf dem Hinweg transportieren sie Backsteine als Baumaterial, hölzerne Truhen voller Gold- und Silbermünzen. Auf dem Rückweg waren sie beladen mit Gewürzen, Textilien, Lack- und Perlmuttarbeiten oder Porzellan. Eines der größten Handelsunternehmen jener Zeit war die Niederländische Ostindien-Kompanie. Von ihren Fahrten brachte sie nicht nur Waren mit – sondern auch Berichte aus fernen Ländern.

Seit den 1670er Jahren verbreiteten sich in Europa zahlreiche Reisebeschreibungen aus China und Japan. Diese prägten für lange Zeit das Bild von Asien im Westen. Sehr bekannt war beispielsweise »Denckwürdige Gesandtschafften der Ost-Indischen Geselschaft in den Vereinigten Niederländern an unterschiedliche Keyser von Japan«, herausgegeben von Arnoldus Montanus (1625-1683). Der Historiker aus Amsterdam, mit dem eigentlichen Namen Arnold van den Berghe, hatte hierfür Seefahrern einige Notizen und Informationen abgekauft, die er später veröffentlichte. Die Illustrationen wurden von niederländischen Kupferstechern angefertigt – welche selbst nie in Asien gewesen waren. Dementsprechend sind manche Darstellungen durchaus abenteuerlich. Ein gewisser Einfluss der Chinoiserie ist unverkennbar, die Grafiken sind inspiriert von verschiedensten kulturellen Hintergründen. Was jedoch keineswegs verhinderte, dass die Bilder von weiteren europäischen Künstlern kopiert wurden. Der Nürnberger Johann Christoph Weigel (1661-1726) hatte sie ganz eindeutig zu Gesicht bekommen. Er übernahm Details in seinen eigenen Werken.

Warum lohnt es sich dies zu erwähnen? Weil seine grafischen Arbeiten wiederum Einzug in Wildenfels hielten. Sie sind fast eins zu eins in unserem Chinesischen Kabinett von Schloss Wildenfels zu erkennen. Die Bilder wurden in den Seidenapplikationen repliziert. Gut sichtbar ist in den einzelnen Szenen, am Faltenwurf der Kleidung, an der Köperhaltung der Figuren. Überzeugen Sie sich selbst! Zum Internationalen Museumstag, dem 15. Mai 2022, haben wir von 14.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

  Wie sehen wir heute China im Spiegel der Kunst? Was wissen wir über das bevölkerungsreichste Land der Erde? Denken wir an Kalligrafie oder Tuschmalerei? Oder an Pandabären? Das haben wir gefragt und daraus ein kleines Video für den Internationalen Museumstag 2022 zusammengestellt. Ein Vorbeischauen auf unserem youtube-Kanal lohnt sich.

 

Quelle Abbildung Kupferstich Johann Christoph Weigel: Kupferstich-Kabinett, SKD, Foto: Andreas Diesend