Musenhof Schloss Wildenfels

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Geschichte 49: Reiselust - Über die "Grand Tour"

08.09.2021

Es ist Sommer und wir lassen unsere Gedanken in die Ferne und in die Vergangenheit schweifen.

Seit der Renaissance war es in Europa üblich, dass sich der Adel zum Abschluss seiner Ausbildung auf eine Bildungsreise begab: die "Grand Tour". Man besichtigte historische Städte und geschichtsträchtige Orte. Man bewunderte Denkmäler und Kunstwerke. Man verfeinerte seine Sprachkenntnisse. August der Starke wurde beispielsweise 1687 im Alter von 17 Jahren auf die Reise geschickt. Aus Sicherheitsgründen war er inkognito als Graf von Meißen unterwegs. Er besuchte Frankreich, Spanien, Portugal, England, die Niederlande, Dänemark, Schweden, Italien und Österreich. Am 28. April 1689 traf er wieder in seiner Heimat Dresden ein. Im 17. und 18. Jahrhundert fand der Brauch langsam auch im Bürgertum Anklang. Im Zeitalter der Aufklärung nahm allerorten das Interesse für ferne Länder und fremde Kulturen zu. Allerdings konnte sich nach wie vor nicht jeder diese Reisen leisten, sie setzten ein erhebliches Maß an finanziellen Mitteln voraus. Im Zuge dessen unterschied sich die Anzahl und Art der besuchten Orte.

Auch Graf Heinrich Carl zu Solms-Wildenfels-Laubach (1706-1746) absolvierte eine "Grand Tour". Er war dabei in Frankreich, den Niederlanden und England. Nach seiner Rückkehr heiratete er die junge Gräfin Albertine Charlotte von Bylandt-Palsterkamp (1721-1799). Im Jahr 1739 übernahmen sie die Herrschaft Wildenfels und widmeten sich mit großem Enthusiasmus dem Umbau ihrer Residenz. Von seinen Reisen hatte der Graf, wie zahlreiche Adelige seiner Zeit, neue Inspirationen mitgebracht. Infolgedessen war die Architektur des 18. Jahrhunderts zunehmend vom Klassizismus geprägt. Dies sieht man dem Schloss Wildenfels noch heute an. Nach den Plänen des Grafenpaares entstand ebenso der malerische Schlosspark im englischen Stil.

Sowohl Heinrich Carl als auch seine Gemahlin waren den schönen Künsten zugetan. Sie luden Dichter und Denker zu sich ein. Der Graf gründete darüber hinaus die benachbarten Dörfer Heinrichsort und Neudörfel.