Musenhof Schloss Wildenfels

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Geschichte 47: Im Wandel der Geschichte - Wie die Wildenfelser zu Sachsen wurden

03.06.2021

Das Schloss Wildenfels liegt im Zentrum der gleichnamigen Stadt. Umrahmt wird es von einer grünen Landschaft und den Höhenzügen des Erzgebirges. Bis ins 12. Jahrhundert war ein Großteil des Gebiets noch von riesigen Urwäldern bedeckt. Dann wurde es von Lehnsleuten besiedelt. Zu diesen gehörten auch die Herren von Wildenfels.

Im 13. Jahrhundert machte sich in dem kleinen Ort die weltpolitische Lage bemerkbar: Das römisch-deutsche Kaisertum verlor an Bedeutung. Die reichsunmittelbaren Herrschaften wurden relativ unabhängig. Jedoch sahen sie sich plötzlich dem Druck starker Nachbarn ausgesetzt. Vor allem das Haus Wettin hatte ein Auge auf die Region geworfen. Besonders in der Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts machten die sächsischen Kurfürsten Ansprüche geltend. Dabei geriet Wildenfels zwischen die Fronten: Die Kurfürsten strebten danach, die kleine Herrschaft in ihre Ländereien einzugliedern. Im Zuge dessen entwickelte sich aber ein Konflikt mit der kaiserlichen Obrigkeit. Denn wem war Wildenfels nun unterstellt? An wen sollte die Herrschaft ihre Steuern entrichten? Im Jahr 1568 kündigte der Kaiser Maximilian II. dem ansässigen Grafen Anarch von Wildenfels eine hohe Geldstrafe an, falls er seine Verpflichtungen ihm gegenüber nicht erfüllen sollte. Im Jahr 1574 wurde gar mit Reichsacht gedroht. Insgesamt zog sich der Streit über 100 Jahre lang hin.

Im Jahr 1602 ging Wildenfels per Erbvertrag an die Grafen zu Solms. Diese versuchten bis 1706, ihre Reichsstandschaft zu verteidigen. Dann mussten sie mit dem sächsischen Kurfürsten eine Einigung erzielen. Sie schlossen einen Rezess. Dabei erkannten sie die Landeshoheit von Kursachsen formell an. Dennoch bewahrten sie sich ein gewisses Maß an Selbstständigkeit, wie eine eigene Steuererhebung und Gerichtsbarkeit. Die Grafen zu Solms-Wildenfels verbuchten jene Beilegung des Streits als Erfolg. Formell hatten sie viel von ihrer Souveränität eingebüßt. Sie betrachteten sich jedoch weiterhin als unabhängig. Kam Besuch aus dem kurfürstlichen Gebiet, soll der Graf damals gesagt haben: „Was gibt es Neues bei euch drüben in Sachsen?“. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde schließlich die ehemalige Herrschaft Wildenfels – mit allem Drum und Dran – zu einem Teil des Königreichs Sachsen.