Musenhof Schloss Wildenfels

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Geschichte 42: Über wilde Namen und wilde Landschaften – Geschichte(n) von Wildenfels

07.04.2021

Spuren der Geschichte: Jahrhundertelang war Wildenfels das Zentrum einer souveränen Herrschaft. Dies prägte die Entwicklung der Stadt und der Region. Viele der ursprünglichen Wege lassen sich heute allerdings nicht mehr eindeutig nachvollziehen. So kann auch die früheste Historie der Burg und ihrer Besitzer nicht klar rekonstruiert werden. Unklar bleibt beispielsweise der Name selbst: Wildenfels. Wer heute entlang der steilen Felsen flaniert, mag denken, die Wildnis der Landschaft übertrug sich auf die Bezeichnung des Ortes. Das ist jedoch nur eine Möglichkeit.

Die erste urkundliche Erwähnung der Herren von Wildenfels war im Jahr 1226. Genau genommen steht dort aber kein „Herr“. Ungewöhnlicherweise ist es eine Frau: Jutta von Wildenfels. Eine weitere zentrale Figur ist Anarch von Wildenfels. Er konnte, nachdem der Besitz lange verpfändet war, im Jahr 1536 seinen Familienstammsitz erneut für das Adelsgeschlecht sichern. Interessant ist, dass sein Name „Anarch“ so viel bedeutet wie „der Wilde“. Sehr passend!

Ein Spaziergang durch die „wilde“ Landschaft lohnt sich jedenfalls zu jeder Zeit. Vom Schloss aus führen Wanderwege in die malerische Natur des Wildenfelser Zwischengebirges. Der Höhenzug liegt am Nordwestrand des Erzgebirges im Zwickauer Land. Es ist eine eindrucksvolle fossile Karstregion. Mit 2 Kilometern Länge und durchschnittlich 200 Metern Breite sowie bis zu 120 Metern Tiefe befindet sich hier die größte Kalklagerstätte Sachsens. Seit dem 16. Jahrhundert gibt es Aufzeichnungen über den Gesteinsabbau in der Region. Im Jahr 1620 kamen die Marmorbrüche sogar zeitweilig unter die Aufsicht des Sächsischen Kurfürsten. Das wertvolle Material wurde bis in das 19. Jahrhundert zur Ausschmückung repräsentativer Gebäude genutzt, unter anderem in der Dresdner Sempergalerie. Doch auch darüber hinaus war der Kalkstein sehr beliebt. Als Branntkalk war er Ausgangspunkt für Mörtel, der beispielsweise beim Bau der Göltzschtalbrücke zum Einsatz kam. Heute wird in der Region glücklicherweise nicht mehr großflächig Kalkabbau betrieben. Auf diese Weise blieb ein einmaliges Landschaftsschutzgebiet erhalten.

Foto: Monika Badock, Ehemaliger Steinbruch im Landschaftsschutzgebiet Wildenfelser Zwischengebirge