Musenhof Schloss Wildenfels

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Geschichte 41: Feste und Feiern - Der klassizistische Schlosssaal

18.03.2021

Herrlich herrschaftlich: Für große Empfänge auf Schloss Wildenfels bot sich in vergangenen Zeiten der klassizistische Schlosssaal an. Hier fanden zahlreiche Gäste Platz. Hier wurden Feste gefeiert. Lange Tische waren mit blendend weißen Tüchern gedeckt. Üppige Blumensträuße schmückten die Tafeln. Feinstes Porzellan wurde genutzt, im Licht der Kronleuchter funkelten die Gläser.

Und was wurde beispielsweise bei einer Hochzeit serviert? Im Jahr 1912 fand sich auf der Speisekarte der gräflichen Familie: Schildkrötensuppe, Lachs, Rehrücken, Entenleberschaum, gefülltes Huhn, Artischockenböden, Pfirsich Melba, Blätterteigröllchen, Früchte und Naschwerk. Aufgetragen wurde im sogenannten „Service à la russe“, das heißt, es wurden sieben bis neun Gänge mit einzelnen Speisen nacheinander kredenzt. Abwechslung gab es aber nur wenig: zu jedem feierlichen Anlass und jedem extravaganten Abendessen wurde eine ganz ähnliche Menüfolge angeboten. Die Schildkrötensuppe erfreute sich in den Adelshäusern Europas so hoher Beliebtheit, dass die dafür notwendigen Reptilien bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts akut vom Aussterben bedroht waren. Seit dem Jahr 1988 steht die Meeresschildkröte durch das Washingtoner Artenschutzabkommen unter internationalem Schutz.

Das Festtagsmenü hatte einen großen Stellenwert in der Gesellschaft. In den Häusern der wohlhabenden europäischen Familien verband man beim Essen gern Altes mit Neuem. Es wurden ungewöhnliche Kreationen und Klassiker serviert, englische Speisen mit französischem Namen präsentiert. Und so schrieb man auch die Speisekarte en français. Im 18. Jahrhundert löste Französisch das Lateinische als Sprache des Adels ab, es wurde vorrangig in den internationalen Beziehungen und der Diplomatie gesprochen. Auch wenn es bereits im 19. Jahrhundert vom Englischen überholt wurde, behielt es sein ganz eigenes Flair von besonderer Eleganz.