Musenhof Schloss Wildenfels

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Geschichte 40: Internationaler Frauentag 2021 - Zwei Gräfinnen zu Solms

08.03.2021

„Viele Frauen haben Geschichte gemacht, aber keine geschrieben.“ (Dr. Eva Labouvie)

Zahlreiche eindrucksvolle Frauen haben die Historie von Schloss Wildenfels und seiner Herrschaft geprägt. Oft werden sie in den Geschichtsbüchern nicht so deutlich hervorgehoben, wie es ihnen gebührt.

Zum Internationalen Frauentag 2021 möchten wir zwei wichtige Personen in den Mittelpunkt rücken. Zunächst widmen wir uns einer bedeutsamen Dame für die hiesige Residenz: Caroline Sophie Wilhelmine Gräfin zu Solms-Wildenfels, geb. Prinzessin zu Leiningen-Dagsburg-Hartenburg (1759-1816). Seit dem 21.09.1773 war sie die Gemahlin von Friedrich Magnus I. zu Solms-Wildenfels. Sie brachte nicht nur eine beträchtliche Mitgift in die Ehe ein. Gemeinsam mit ihrem Gatten entwickelte sie das kleine Schloss zu einem lebendigen Musenhof. Das Paar setzte sich ambitionierte Ziele und verwirklichte hochmoderne Pläne, was sich bis heute in der Architektur des Schlosses zeigt. Sie gestalteten die Räume sowie den anliegenden Garten neu. Darüber hinaus teilten sie ein ausgeprägtes Interesse für Kunst und Kultur.

Bemerkenswert ist auch: Ihr Sohn Friedrich Magnus II. ließ später den sogenannten „Ahnensaal“ auf Schloss Wildenfels mit Bildszenen ausstaffieren. Obwohl es nicht unbedingt üblich war, lässt sich dabei ein deutliches Bemühen um Geschlechterparität erkennen. Völlig zu Recht wird beispielsweise Amalie zu Solms-Braunfels (1602-1675) als herausragenste Persönlichkeit des Familienstammbaums dargestellt. Sie heiratete im Jahr 1625 den niederländischen Statthalter Friedrich Heinrich von Oranien (1584-1687). Damit erlangte das Adelshaus Solms internationale Bedeutung. Besonders bekannt war Amalie als einflussreiche Kunstsammlerin und Auftraggeberin für Kunstwerke. Die Niederlande waren zu ihrer Zeit zudem ein Dreh- und Angelpunkt des Handels mit Ostasien. Bei Innendekorationen erhielt der Stil der Chinoiserie großen Aufwind. Auch Amalie zu Solms-Braunfels ließ sich hiervon begeistern. Sie gilt als Erfinderin des Lack- und Porzellankabinetts. Damit erwies sie sich als Wegbereiterin: Später fand sich an beinahe allen europäischen Höfen ein derartiger Raum. Ihre politische Begabung spiegelte sich nicht zuletzt in den Eheschließungen ihrer Kinder, ihr Sohn Wilhelm II. (1626-1650) heiratete die englische Prinzessin Maria Henrietta Stuart (1631-1660), ihr Enkel Wilhelm III. von Oranien-Nassau (1650-1702) wurde sogar König von England, Schottland und Irland. Die älteste Tochter Louise Henriette (1627-1667) trug als Kurfürstin entscheidend zum Aufstieg des Hauses Brandenburg-Preußen bei.

Seit 110 Jahren gibt es den Weltfrauentag nun – viel ist bereits erreicht, viel muss noch erreicht werden.

Abbildung (Ausschnitt): Wandmalerei von Theodor Grosse im Ahnensaal, Amalie zu Solms-Braunfels
Quelle: Wir bedanken uns bei Dr. Cordula Bischoff für die kunsthistorische Forschungarbeit zum Ahnensaal von Schloss Wildenfels.