Musenhof Schloss Wildenfels

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Geschichte 35: Once in a blue moon - Das Mondscheinzimmer auf Schloss Wildenfels

Fotografien (Ausschnitt): Dorothea List, Seidenmanufaktur Eschke

29.01.2021

Im Jahr 2016 konnte das Schloss Wildenfels um einige  Ausstellungsräume erweitert werden: Die „Dienstbotenzimmer“, das „Chinesische Kabinett“ und das „Mondscheinzimmer“. Letzterem wollen wir unsere besondere Aufmerksamkeit zuwenden.

Dafür soll folgende Geschichte erzählt werden: Eine prachtvolle Wandbespannung aus Seidenjacquard zierte einst die Räume der gräflichen Familie. Im 18. Jahrhundert gehörten jene Stoffe zu den elegantesten Ausstattungen in standesgemäßen Wohnsalons. Heute noch ist das Schloss Wildenfels für seinen hohen Bestand an Seidentapeten aus dieser Zeit bekannt. Stück für Stück wurden und werden sie restauriert. Bis alle Räume wieder in ihrer alten Pracht zu bewundern sind, gibt es jedoch noch viel zu tun.

Auch im sogenannten „Großen Roten Salon“ war die historische Wandbespannung lange unter Raufaser verstreckt. Im Jahr 2013 wurde ein Teil davon wieder zum Vorschein gebracht. Nun bietet sich eine außergewöhnliche Kombination. Denn während im „Großen Roten Salon“ die dunkelrote Textiltapete auf ihre Restaurierung wartet, befindet sich direkt nebenan im „Mondscheinzimmer“ eine Replik. Mit viel Fingerspitzengefühl wurde das Gewebe dort nachgefertigt. Die Seidenmanufaktur Eschke aus Crimmitschau wagte sich hierfür an eine Premiere. Sie hauchte den zerschlissenen Tapeten ein frisches Leben ein. Die verblichenen Blumen sollten wieder leuchten, das Muster wieder schillern. Hierfür wurde der von der Restauratorin freigelegte Rapport eingescannt, um daraus eine Version in blauer Farbe zu entwickeln. Eine absolute Seltenheit! Zwar ist davon auszugehen, dass die ursprüngliche Bespannung des „Mondscheinzimmers“ anders aussah. Doch leider fand sich bisher kein Hinweis auf die Art und Weise der verlorengegangenen Ausschmückung. Nur die Stuckelemente in blassblau und rosé gaben einen Hinweis auf die Gestaltung. Die vergoldeten Rahmenleisten blieben größtenteils erhalten. Die Raumschale, ein Rundbild, ein Spiegelrahmen sowie Fotografien der Supraporten boten sich als Wegweiser an. Die Erinnerungen aus der Kindheit des Grafen Albrecht Sizzo zu Solms-Wildenfels (1929-2010) legten eine Spur des Sinnierens. Es folgte ein Nachdenken, ein Nachgrübeln und restauratorische Forschung. Letztendlich entschied man sich in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen für die in der Manufaktur gewebte Tapete. Sie greift das Motiv der roten Seidenbahnen auf. Es ist traumhaft! Das ehemalige Schlafgemach der Gräfin schmückt nun ein nagelneues Gewand. Der Schimmer des Seidenstoffs erstrahlt in ungetrübtem Glanz. Des Nachts soll sich an den Wänden das Mondlicht spiegeln. Daher erhielt der Raum seinen Namen.

Auf Schloss Wildenfels bietet sich eine einmalige Möglichkeit. Es lässt sich der unmittelbare Vergleich zwischen jener Jacquardtapete und dem rund 300 Jahre alten Original betrachten.