Musenhof Schloss Wildenfels

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Geschichte 34: Theodor Grosse - Wandmalerei auf Schloss Wildenfels

13.01.2021

Na? Wer hat Hunger? Bei einem Blick auf die Wandmalerei von Schloss Wildenfels kann man auf jeden Fall Appetit bekommen. Denn hier hat der renommierte Historienmaler Theodor Grosse die Hochzeit Heinrichs von Oranien (1584-1647) mit der Gräfin Amalie zu Solms-Braunfels (1602-1675) verewigt. Das Werk ist Teil der Bilderreihe im sogenannten „Ahnensaal“. Hier werden wesentliche Eckpunkte aus der Geschichte des Solmschen Grafenhauses dargestellt. Das opulente Festmahl breitet sich vor dem Paar aus, wobei der Trubel der Küche ebenso eingefangen ist wie die Eleganz der herrschaftlichen Gesellschaft. Fisch und Geflügel werden vorbereitet, über dem offenen Feuer hängt ein Kessel. Mit viel Kraftaufwand wird ein riesiges Fass hereingerollt. Eine Weinflasche wird stibitzt. Ein Toast wird ausgesprochen. Der schwarz gekleidete Herr, welcher sein Glas erhoben hat, trägt übrigens die Gesichtszüge von Friedrich Magnus II. zu Solms-Wildenfels. Er war der Auftraggeber für das Gemälde. Noch vor der Fertigstellung des Bildes verstarb er jedoch. Sein Sohn ließ die Arbeiten in seiner Heimatstadt fortführen. Bemerkenswert ist daher auch die Arabeske, welche sich an der Hofseite zwischen den beiden großen Fenstern des Raumes befindet. Sie widmet sich dem Lebensweg des Grafen Friedrich Magnus II. Begonnen wird am Boden mit dem Abbild einer Wiege, geendet wird unter der Decke mit einem Schmetterling. Dem farbenprächtigen Tier kommt hier besondere Bedeutung zu, denn im altgriechischen wird es mit dem Wort „psyche“ bezeichnet, welches gleichzeitig für die „Seele“ steht.

Auch die Malereien in der „Unteren Rotunde“ von Schloss Wildenfels zeichnen sich durch vielfältige Details aus. Hier zeigen sich die vier irdischen Kardinalstugenden: die Gerechtigkeit, die Weisheit, die Mäßigung und die Tapferkeit. Ihre Bedeutung reicht weit in die römische Antike zurück. In seinem Spätwerk „De officiis“ aus dem Jahr 44 v. Chr. widmete sich ihnen schon Marcus Tullius Cicero. Symbolisiert werden sie von Engelsgestalten, wobei der Erzengel Michael als Drachentöter besonders imposant ist. Über der Tür sind zudem die drei christlichen Werte abgebildet: Glaube, Liebe und Hoffnung.

Die Betrachtung der hier ausgeführten Malereien wird niemals langweilig, stets gibt es Neues zu entdecken. Es sind facettenreiche Werke eines hoch angesehenen Malers. Franz Theodor Grosse wurde am 23. April 1829 geboren. Bekannt ist er vor allem für seine Wand- und Deckenbilder im Ballsaal des Dresdner Residenzschlosses sowie für die Deckenbilder in der Dresdner Gemäldegalerie. In den Jahren 1856 bis 1858 war er für die Gräfliche Familie auf dem Schloss Wildenfels tätig und schuf zahlreiche Gemälde in der kleinen Residenz.