Musenhof Schloss Wildenfels

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Geschichte 55: Winter und Wälder, Allee und Ausflugsziel - Was die Bäume berichten

19.01.2022

Bis ins 20. Jahrhundert hinein war der Weg rund um das Schloss Wildenfels mit einer eindrucksvollen Allee aus Kastanien gesäumt. Im Sommer sauste der Wind durch das dichte Blätterdach. Im Winter knackten die Äste unter der Last des Schnees. In den Zweigen sangen Meise und Sperling. 

Von den Wohnräumen des Südflügels hatte die gräfliche Familie einen herrlichen Blick auf die Bäume. Aus den Fenstern des „Mondscheinzimmers“ und des „Chinesischen Kabinetts“ ist noch heute die kleine Promenade zu sehen, dahinter das Wildenfelser Zwischengebirge. Hier befanden sich einst die Wälder der Grafen zu Solms. Sie ersteckten sich über ein weitläufiges Gebiet. Friedrich Magnus V. (1886-1945) flanierte gern durch die wunderschöne Landschaft. Auch begab er sich häufig auf Pirschgänge. Stundenlang konnte er in schweigender Beobachtung auf dem Hochsitz ausharren. Fröhlich war er nach erfolgreicher Jagd.

Der Oberförster Julius Eduard Frantzen (1859-1939) mit seiner Frau Nelly Ida (1861-1951) war ebenfalls oft zu einem Spaziergang unter den imposanten Baumkronen zu finden. Der Förster wurde in Livland als Sohn eines Pfarrers geboren und kam 1919 in das kleine Städtchen Wildenfels. Seine Frau lebte zuletzt gemeinsam mit Hedwig Mothes, der ehemaligen Haushälterin und Erzieherin der fünf Grafenkinder, in der Waldstraße. Sie wurde fast neunzig Jahre alt. Heute lädt im Schlossgarten eine Reihe von Kugelkirschen und gemütlichen Bänken zum Verweilen ein. Eine Wanderung lohnt sich zu jeder Jahreszeit.